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Gebäudeautomation: Auf dem Weg zum Green Building

Auch Zweckgebäude müssen die Aspekte Effizienz, Sicherheit und Nutzerkomfort berücksichtigen. Deswegen sollte eine „digitale Renovierungswelle“ auf der Agenda eines jeden Unternehmens stehen.

Nicht nur die Novelle zum Klimaschutzgesetz setzt die Industrie unter Druck. Aktuell verschärft sich die Lage durch implodierende Energiemengen und explodierende Energiekosten. Energieeffizienz und -einsparung ist also das Gebot der Stunde. Im letzten Jahr beanspruchte die Industrie mit rund 226 Terawattstunden (TWh) als größter Verbraucher in Deutschland fast die Hälfte des Stroms (statista). Etwa zwei Drittel davon entfielen auf die Umwandlung in mechanische Energie zum Betrieb von Motoren und Maschinen in der Produktion.

Das andere Drittel „verpuffte“ unter anderem in den Unternehmensgebäuden. Mit intelligenter Automation könnten sie einer Bitkom-Studie zufolge mit fast einem Drittel (14,7 Millionen Tonnen CO2) dazu beitragen, dass in Deutschland der Gebäudesektor insgesamt seine Klimaziele für das Jahr 2030 erfüllt.

Gebäudeautomation Fehlanzeige

Noch allerdings setzt nicht einmal jedes achte Unternehmen (12 Prozent) solche Technologien ein. Weitere 22 Prozent planen, sie demnächst zu installieren. Und 30 Prozent können sich dies zumindest vorstellen, ohne jedoch entsprechende Pläne zu verfolgen. Das sind Ergebnisse einer für die deutsche Gesamtwirtschaft repräsentativen Befragung des Bitkom.

Demnach ist also eine intelligente Gebäudeautomation für ein Drittel (32 Prozent) der Unternehmen generell kein Thema. Eine ganze Menge, bedenkt man, dass es in Deutschland rund 21 Millionen Nichtwohngebäude gibt (DataNWG). Mehr als ein Drittel davon sind Produktions-, Werkstatt-, Lager- oder Betriebsgebäude.

Ausschließlich mit traditionellen, energetischen Baumaßnahmen bzw. Sanierungen werden die geforderten Einsparungen nicht gelingen. Vielmehr braucht es eine digitale Renovierungswelle in Richtung Gebäudeautomation.

Sie ist aber nicht nur der Königsweg hin zu höherer Energie- und Prozesseffizienz. Sie steigert ebenso die Attraktivität des Arbeitsplatzes mit positiven Auswirkungen auf die Aspekte Mitarbeitergewinnung und -bindung.

Diagnosestecker für Gebäude

Zu den maßgeblichen Anwendungen einer Gebäudeautomation gehören die smarte Steuerung von Beleuchtung, Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen. Dabei treibt die digitale Transformation in Richtung Industrie 4.0 automatisch die Digitalisierung der Gebäudetechnik voran, denn beide basieren auf der Erfassung und Analyse von Daten durch Sensorik, IoT, Cloud und KI.

Und wie im Industrie-4.0-Umfeld gewinnt der digitale Zwilling auch im Gebäudemanagement an Bedeutung. So entwickelt etwa das Projekt „energyTWIN“ der RWTH Aachen unter dem Einsatz moderner Technologien wie Reality Capturing, Cloud-basierter Data-Science-Methoden sowie virtueller und augmentierter Realität einen digitalen Gebäudezwilling.

Dieser verbindet erstmals KI-basiert die bild- und lasergestützte geometrische und semantische Erfassung von Gebäude- und Anlagenkomponenten mit den elektronischen Daten der Gebäudeautomation. Die Aufbereitung der Daten in Form eines „Diagnosesteckers“ für Gebäude erlaubt dann Analysen von Betriebsmodi, Auswertungen von Funktionsbeschreibungen und nicht zuletzt die Bewertungen von energetischem Systemverhalten.