Der Krieg in der Ukraine und die andauernde Pandemie machen die Elektronikproduktion unberechenbar. Eine Studie hat nun Auswahlkriterien und Chancen für EMS-Provider genauer unter die Lupe genommen, mit überraschenden Ergebnissen.
Seit Jahren strauchelt die EMS-Industrie von einer Krise in die nächste. Allokationsprobleme, Wirtschaftsschwäche, Corona und jetzt eine Explosion der Energiekosten durch den Krieg in der Ukraine machen der Branche zu schaffen. Dabei hat der EMS-Markt enormes Potential. Fortune Busines Insights zufolge soll er global von 504.22 Milliarden US-Dollar in diesem Jahr bis 2029 auf 797.94 Milliarden US-Dollar wachsen.
In Europa markierte der Markt 2021 nach einer Steigerung von neun Prozent gegenüber dem Vorjahr mit über 44 Milliarden Euro ein Allzeithoch, so die in4ma Marktforschung. Trotz der allgemeinen Erholung ab 2020 zeigten jedoch nur 56 Prozent der 2021 befragten Unternehmen ein höheres Umsatzwachstum verglichen mit den Vor-Covid-Zahlen.
Besonders für kleinere Firmen wird es zunehmend schwierig am Markt zu bestehen, da die Anforderungen der OEMs stetig steigen und Produktionsaufträge zu größeren Unternehmen abfließen. Dazu wachsen durch die geforderten höheren Fertigungstiefen die Investitionsvolumina und der zunehmende Preisdruck lässt die Gewinnmargen sinken.
Dabei bestimmt der Preis immer seltener über den Zuschlag, so das Ergebnis der diesjährigen Umfrage von Katek unter 570 europäischen Fertigungsdienstleistern für die Branchen Elektronikindustrie, IT & Services, Automobil, Maschinenbau & Betriebstechnik, industrielle Automatisierung, Telekommunikation sowie erneuerbare Energien & Umwelt. Auch Nachhaltigkeit und CO2-Ausstoß spielen noch eine untergeordnete Rolle. Vielmehr liegt der Fokus bei den Auftraggebern immer häufiger auf dem technologischen Know-how sowie den Branchenkenntnissen und Referenzen des EMS-Partners. Knapp 40 Prozent der Befragten monieren etwa die fehlende Expertise speziell in der Produktentwicklung bei EMS-Dienstleistern.
Die Automobilbranche legt dagegen besonderen Wert auf einen Produktionsstandort in Europa, gefolgt vom günstigsten Preis. Nicht minder wichtig sind Know-how und das Supply Chain Management. Dagegen dominiert in den Branchen „IT & Services“, „Maschinenbau & Betriebstechnik“ und „Erneuerbare Energie & Umwelt“ die technologische Expertise den Forderungskatalog.
Der Umfrage von Katek zufolge sieht die Elektronikindustrie in den nächsten fünf Jahren ihr Heil in der Stärkung des Produktionsstandortes Europa sowie in der zunehmenden Automatisierung durch künstliche Intelligenz. Knapp dahinter rangiert die Digitalisierung der Prozessabläufe. Speziell für die Verantwortlichen im Bereich „IT & Services“ und „Telekommunikation“ spielt sie eine ebenso wichtige Rolle wie etwa ein europäischer Standort.