Die Elektroindustrie kämpft mit einer ganzen Reihe von negativen Einflüssen. Zwar befindet sich das Auftragsvolumen auf einem Allzeithoch, Versorgungsengpässe und fehlende Fachkräfte trüben jedoch das Geschäftsklima ein.
Krieg in der Ukraine, Lockdown in China, Lieferkettenprobleme, unsichere Energieversorgung, Dauerpandemie, und dennoch konnte die deutsche Elektro- und Digitalindustrie im April 2022 ihre Ausfuhren steigern. Nach Angaben des Branchenverbandes ZVEI exportierte sie Waren im Wert von 17,7 Milliarden Euro – ein Plus von 1,9 Prozent zum Vorjahresniveau. In den ersten vier Monaten dieses Jahres legten die aggregierten Branchenausfuhren um 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 75,5 Milliarden Euro zu.
Die Einfuhren elektrotechnischer und elektronischer Erzeugnisse nach Deutschland übertrafen im April mit einem wertmäßigen Plus von 12,4 Prozent auf 18,9 Milliarden Euro allerdings erneut die Exporte. Kumuliert beliefen sich die Elektroimporte von Januar bis April auf 79,5 Milliarden Euro (+ 12,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Im ersten Quartal 2022 wies die deutsche Elektro-Außenhandelsbilanz nach mehr als 20 Jahren sogar einen quartalsweisen Importüberschuss auf.
Die Exporte in die USA zeigten sich dagegen wie schon in den Vormonaten mit einem Zuwachs von 17,1 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr sehr robust.
Die Lieferungen in die EU beliefen sich im April auf 9,0 Milliarden Euro – eine Steigerung um 1,2 Prozent zum Vorjahresniveau. Besonders die Exporte in die Niederlande (+ 6,7 Prozent auf 1,0 Mrd. Euro) und nach Polen (+ 3,0 Prozent auf 826 Mio. Euro) legten überdurchschnittlich zu. Die Ausfuhren nach Frankreich kamen noch auf ein leichtes Plus (+ 0,7 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro), während sie nach Italien (- 2,2 Prozent auf 928 Mio. Euro) und Tschechien (- 5,6 Prozent auf 770 Mio. Euro) rückläufig waren.
Die Ausfuhren nach China blieben im April mit 2,0 Milliarden Euro etwa auf dem Vorjahresniveau (+ 0,2 Prozent).
Erneut stark eingebrochen sind dagegen unter dem Einfluss des Krieges die Geschäfte mit Russland und der Ukraine. Die Exporte nach Russland verfehlten mit 56 Millionen Euro ihr Vorjahresniveau um mehr als vier Fünftel, die mit der Ukraine schrumpften um 45 Prozent auf 23 Millionen Euro.
Nur acht Prozent der Firmen leiden derzeit unter zu geringen Aufträgen. In den ersten vier Monaten dieses Jahres lagen sie um 13,9 Prozent über ihrem Vorjahreswert. Die Inlandsorders zogen dabei um 13,0 Prozent an, die Bestellungen aus dem Ausland um 14,5 Prozent.
Während die Kapazitätsauslastung zu Beginn des zweiten Quartals mit 87,9 Prozent noch etwas niedriger lag als noch drei Monate zuvor (88,5 Prozent), erhöhte sich die Auftragsreichweite von 4,8 auf 5,7 Monate – ein Allzeithoch.
Allerdings sind 90 Prozent der Unternehmen von Versorgungsengpässen betroffen und knapp die Hälfte beklagt fehlende Fachkräfte. So hat nach der scharfen Korrektur im März das Geschäftsklima im April und Mai erneut nachgegeben – den dritten Monat in Folge. Der Rückgang ging laut ZVEI auf eine deutlich veränderte Beurteilung der aktuellen Lage zurück. Die allgemeinen Geschäftserwartungen erholten sich dagegen, wenn auch nicht wesentlich. Immerhin aber haben die Unternehmen ihre Produktions- und Beschäftigungspläne im Mai wieder etwas angehoben.