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Generative KI gefährdet Hochlohnjobs

Generative künstliche Intelligenz (GenAI) beschleunigt die Veränderungen in der Arbeitswelt. Sie automatisiert Arbeitsschritte, entlastet Mitarbeiter von Routinearbeiten und schafft so neue Freiräume für kreative Arbeit und Innovationen. Außerdem hat der generative Ableger der künstlichen Intelligenz das Potenzial, dem verlangsamten Produktivitätswachstum der letzten Jahrzehnte neues Leben einzuhauchen.

Eine aktuelle McKinsey-Studie geht von einem jährlichen Produktivitätszuwachs von 2,6 bis 4,4 Billionen US-Dollar durch GenAI-Technologien aus.

Die Zukunft der Wissensarbeit

Dafür sorgen unter anderem Produktivitätssprünge in Berufen, die bislang nicht oder wenig von der Automatisierung betroffen sind. Der größte Umbruch steht in den Bereichen Kommunikation, Überwachung, Dokumentation oder menschliche Interaktion im Allgemeinen an. Im weitesten Sinne also Wissensarbeit, besonders im Zusammenhang mit Entscheidungsfindung und Zusammenarbeit.

Etwa 75 % des geschätzten Werts generiert GenAI in den Bereichen Kundenservice, Marketing und Vertrieb, Softwareentwicklung sowie Forschung und Entwicklung. Dazu gehören beispielsweise die Unterstützung von Interaktionen mit Kunden, die Erstellung von Inhalten sowie das eigenständige Generieren von Softwarecodes auf der Grundlage natürlicher Sprachanweisungen.

Dagegen ist der Nutzen einer generativen KI für Fertigungs- und Lieferkettenfunktionen weitaus geringer als der „herkömmlicher“ diskriminativer KI-Anwendungen. Denn letztere zielen darauf ab, Input zu differenzieren und zu klassifizieren, während GenAI auf Grundlage historischer Daten etwas Neues erzeugt, das von menschlichem Output nicht zu unterscheiden ist.

Besonders hohes Potenzial besteht der McKinsey-Studie zufolge neben Lehrerberufen (38 Prozentpunkte) bei IT-Berufen (31 Prozentpunkte), gefolgt von Kreativberufen (24 Prozentpunkte). Auf der Ebene einzelner Aufgaben eröffnen sich Chancen für Management-Tätigkeiten und die Anwendung von Fachkenntnissen auf Entscheidungsfindung, Planung und kreative Aufgaben.

Eine Studie von OpenAI, Open Research und der University of Pennsylvania sieht ebenfalls vor allem die Jobs von Angestellten mit höherem Abschluss und Bezahlung betroffen. Danach sollen sich Buchhalter, Mathematiker, Programmierer, Dolmetscher oder Journalisten darauf einstellen, dass die KI zumindest einen Teil ihrer bisherigen Aufgaben übernimmt.

Und Goldman Sachs erwartet, dass bis zu 300 Millionen Vollzeitarbeitsplätze weltweit durch KI ersetzt werden – mit stärkeren Auswirkungen in Industrie- als in Schwellen- oder Entwicklungsländern. In den USA und Europa stünden bis zu einem Viertel aller Arbeitsplätze zur Disposition.

Hochqualifizierte mit Automatisierungspotenzial

Anders als bei bisherigen Technologiesprüngen zielt generative KI also nicht auf physische Prozesse, sondern auf komplexe, hoch qualifizierte und hoch bezahlte Arbeitsbereiche, die von den Mitarbeitern etwa einen Bachelor- oder Masterabschluss erfordern. Für diese Gruppe hat GenAI – der McKinsey-Studie zufolge – das Automatisierungspotenzial bis 2030 gegenüber bisherigen Schätzungen von 28 auf 57 % aller Tätigkeiten, die theoretisch automatisierbar sind, verdoppelt. In Jobs, die keinen Hochschulabschluss erfordern, stieg das Automatisierungspotenzial nur um das 1,2-Fache auf 63 %.