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Elektromobilität 2.0: Wie Asien und die USA die Lieferketten transformieren

Die globale Elektromobilität steht vor einem tiefgreifenden Wandel, maßgeblich beeinflusst durch erhebliche Investitionen in eigene Batterietechnologien seitens Asiens und der USA. Diese Entwicklungen haben weitreichende Auswirkungen auf die europäische Elektronikindustrie, die sich in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Umfeld behaupten muss.

Asiens Vorreiterrolle in der Batterietechnologie

Asiatische Länder, allen voran China, dominieren seit Jahren die Produktion von Batteriezellen. Der „Battery Monitor 2024/2025“ prognostiziert, dass die weltweite Nachfrage nach Batterien bis 2030 auf 4,0 bis 4,6 Terawattstunden ansteigen wird. Derzeit beherrschen technisch führende Produzenten aus Asien den Markt – vor allem aus China, wo erhebliche Überkapazitäten bestehen, die weltweit für fallende Preise sorgen. Dies setzt insbesondere europäische Hersteller unter Druck, die mit höheren Produktionskosten und Unsicherheiten bezüglich des Hochlaufs der Elektromobilität und der Elektroantriebe zu kämpfen haben.

Diese Dominanz resultiert aus massiven Investitionen in Forschung, Entwicklung und den Aufbau von Produktionskapazitäten. Chinesische Unternehmen wie CATL und BYD haben sich als globale Marktführer etabliert und setzen kontinuierlich neue Maßstäbe in der Batterietechnologie und bei Elektroantrieben.

Die USA holen auf

In den letzten Jahren haben die USA ihre Anstrengungen verstärkt, um in der Batterietechnologie aufzuholen. Das Energieministerium der Vereinigten Staaten stellt im Rahmen seines „Vehicle Technologies Office“ im Haushaltsjahr 2024 rund 43 Millionen US-Dollar zur Förderung von Batterietechnologie-Projekten zur Verfügung. Im Mittelpunkt steht die Senkung der Herstellungskosten, die Verbesserung der Sicherheit und die Stärkung der heimischen Lieferketten für Materialien von Elektrofahrzeug-Batterien. Diese Investitionen sind entscheidend, um die Verknüpfung von Elektroantrieb und autonomem Fahren weiter voranzutreiben und die Entwicklung neuer Mobilitätslösungen zu beschleunigen.

Unterstützt werden diese Bestrebungen durch erhebliche staatliche Förderungen und Partnerschaften mit der Industrie, um die Entwicklung und Produktion von Batterien im Inland voranzutreiben.

Auswirkungen auf die europäische Elektronikindustrie

Die verstärkten Bemühungen Asiens und der USA in der Batterietechnologie stellen die europäische Elektronikindustrie vor erhebliche Herausforderungen:

  • Wettbewerbsdruck: Europäische Unternehmen sehen sich einem intensiveren Wettbewerb ausgesetzt, da sowohl asiatische als auch amerikanische Hersteller ihre Marktanteile ausbauen.
  • Lieferkettenabhängigkeit: Die Dominanz Chinas in der Batteriezellproduktion führt zu einer erheblichen Abhängigkeit europäischer Hersteller von asiatischen Zulieferern. Diese Konzentration birgt Risiken für die Versorgungssicherheit und Preisstabilität.
  • Technologieentwicklung: Die raschen Fortschritte in der Batterietechnologie in Asien und den USA erfordern von europäischen Unternehmen erhebliche Investitionen in Forschung und Entwicklung, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Europas Reaktion: Strategien zur Stärkung der eigenen Position

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat Europa mehrere Initiativen gestartet:

  • Europäische Batterieallianz: Gegründet im Oktober 2017, zielt diese Allianz darauf ab, Europa zu einem führenden Akteur in der nachhaltigen Batterietechnologie zu machen. Sie umfasst mittlerweile über 700 Industriepartner und hat mehr als 100 Großprojekte initiiert.
  • Gesetzgebung zu kritischen Rohstoffen: Im November 2023 führte die EU ein Gesetz ein, das die Versorgung mit wichtigen Rohstoffen innerhalb Europas sichern soll. Ziel ist es, die Abhängigkeit von Drittländern zu reduzieren und die heimische Produktion zu stärken.
  • Investitionen in Gigafactories: Trotz der aktuellen Dominanz Asiens plant Europa den Aufbau eigener Großfabriken zur Batteriezellproduktion, um die lokale Wertschöpfung zu erhöhen und die Abhängigkeit von Importen zu verringern.

Blick in die Zukunft: Festkörper-Akkus als Chance für Europa?

Die Entwicklung von Festkörperbatterien könnte in den kommenden Jahren zu einem entscheidenden Faktor im Wettbewerb um die Elektromobilität werden. Während asiatische Unternehmen hier bereits erhebliche Fortschritte gemacht haben, setzen auch europäische Unternehmen verstärkt auf diese Technologie.

Festkörperakkus versprechen höhere Energiedichte, kürzere Ladezeiten und mehr Sicherheit im Vergleich zu aktuellen Lithium-Ionen-Batterien. Doch ob Europa diese Chance nutzen kann, bleibt abzuwarten. Der Produktionshochlauf ist frühestens ab 2030 in Sicht, wie aktuelle Studien nahelegen.

Die Frage bleibt, ob Europa mit einer strategischen Ausrichtung auf Festkörpertechnologien seinen Rückstand im globalen Wettlauf aufholen kann oder ob es weiterhin von Importen dominiert wird.

Zukunft gestalten

Der Wettlauf um Batterietechnologien und die Transformation globaler Lieferketten stellen eine Bewährungsprobe für die europäische Elektronikindustrie dar. Doch mit Weitsicht, Investitionen und strategischen Partnerschaften kann Europa nicht nur mithalten, sondern eine Schlüsselrolle im Zeitalter der Elektromobilität 2.0 einnehmen.