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Was Arbeitnehmer wirklich über KI denken

KI hat das Potential den Fachkräftemangel und die stagnierende Produktivität zu mildern. Aber viele liegen falsch, wenn es um die Einschätzung der dafür benötigten Skills geht.

Künstliche Intelligenz wird die Arbeitswelt grundlegend verändern. Dem World Economic Forum (WEF) zufolge wollen in den nächsten fünf Jahren dreiviertel der Unternehmen Big Data, KI oder Cloud Computing einführen. Auf dem Prüfstand stehen dann immerhin 44 Prozent aller Qualifikationen von Arbeitnehmern.

Wie Mitarbeiter dieser Umwälzung speziell durch die Nutzung von KI gegenüberstehen hat nun die digitale Recruiting-Plattform Stepstone im Rahmen einer repräsentativen Online-Umfrage untersucht.

Danach setzt fast die Hälfte der Befragten künstliche Intelligenz im Arbeitsumfeld ein. Rund 34 Prozent fühlen sich dabei schon eher sicher, 10 Prozent sehr sicher. Außerdem erwarten knapp vier von zehn Teilnehmern, dass sie beim Umgang mit KI neue Fähigkeiten erlernen können.

Angst vor Jobverlust schwindet

In puncto „Produktivität versus Arbeitsplatzabbau“ herrscht Optimismus vor. 63 Prozent gehen davon aus, KI werde eher ihre Produktivität steigern als ihren Job überflüssig machen. Das passt zum aktuellen Bericht des World Economic Forums, wonach die Befürchtungen vor massenhaften Jobverlusten zunehmend der Hoffnung auf eine Umstrukturierung der Arbeitswelt weichen.

Auch eine Umfrage des IBM Institute for Business Value unter mehr als 3.000 Führungskräften und 21.000 Beschäftigten weltweit ergab, dass KI eher dazu geeignet ist, die Arbeit von Menschen zu ergänzen, als ihre Aufgaben zu automatisieren und sie damit zu ersetzen.

Kommunikationsfähigkeit vor Datenanalyse-Skills

Die Stepstone-Studie zeigt außerdem, dass viele was künftig benötigte KI-Skills angeht einem grundsätzlichem Irrtum unterliegen. Aus Arbeitnehmersicht sind Digitalkompetenz sowie Datenanalyse und -interpretation die mit Abstand wichtigsten Fähigkeiten für den erfolgreichen KI-Einsatz. Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit, kritisches Denken und Anpassungsfähigkeiten rangieren dahinter.

Dabei ist vertieftes KI-Detailwissen in der Regel nicht notwendig. Vielmehr müssen die entsprechenden Tools meist nur angewendet werden – im Vordergrund steht die richtige Einordnung der Ergebnisse. Fähigkeiten wie Digitalkompetenz, Datenanalyse und -interpretation sind zwar von Belang, Kommunikationsfähigkeiten, kritisches Denken und Anpassungsfähigkeit reihen sich aber mindestens auf Augenhöhe ein.

Genau diese Soft Skills reklamieren die Arbeitnehmer der Stepstone-Studie zufolge aber besonders für sich. Sie sind also besser auf die KI-Revolution am Arbeitsmarkt vorbereitet als sie selbst glauben.

Fragt man übrigens ChatGPT welche Fähigkeiten für seine erfolgreiche Nutzung am wichtigsten sind, belegen Sprachverständnis, Kommunikationsfähigkeit, Kreativität und Abstraktionsvermögen sowie kritisches Denken die ersten vier Plätze.

Trotzdem sollte die Chance auf Weiterbildung genutzt werden. Wer KI-Tools sicher und routiniert bedient, gewinnt Zeit, um sich menschlichen, kommunikativen Aufgaben zu widmen – auf die wird es im Beruf nämlich künftig mehr denn je ankommen.

Unternehmen mit Nachholbedarf

Von Unternehmensseite scheint da jedoch Nachholbedarf zu bestehen. So glaubt nur etwa ein Viertel der Befragten, dass ihr Arbeitgeber KI effektiv nutzt, um Produktivität und Leistung zu steigern. Mit 17 Prozent sehen noch weniger ihren Arbeitgeber aktiv in Schulungs- und Entwicklungsprogramme investieren, um Mitarbeitende bei der effektiven Nutzung von KI zu unterstützen.

Das ist für die Unternehmen gefährlich, spielt doch die KI-Ausrichtung für dreiviertel der Arbeitssuchenden eine Rolle bei der Jobentscheidung. Bereits 44 Prozent halten die im Bereich KI führenden Unternehmen für sehr attraktive Arbeitgeber.

Bewerbung gerne auch mit KI

Bewerber profitieren doppelt von KI: Erstens erleben sie viel schnellere und nutzerfreundlichere Prozesse. Zweitens können sie von der Erstellung von Lebensläufen und Anschreiben bis zum virtuellen Trainer für Gespräche und Verhandlungen auf ganz neue Ressourcen zurückgreifen.

Laut der Stepstone-Studie würden bereits 42 Prozent der Befragten ihre Daten problemlos KI-basierten Plattformen überlassen, um etwa personalisierte Stellenangebote zu erhalten. Über 60 Prozent geben ihren Namen und über 50 Prozent den Lebenslauf einschließlich Beschäftigung und Bildungsweg zusammen mit den Kontaktdaten an.