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Völlig neue Jobprofile durch ChatGPT

KI wird viele Arbeitsplätze verdrängen, eine Menge andere dagegen schaffen. Neben neuen Berufsfeldern erleben jedoch vor allem die Stellenbeschreibungen über fast alle Erwerbsgruppen hinweg einen drastischen Wandel.

Die generative Künstliche Intelligenz ChatGPT löste mit ihrem Start Ende November 2022 eine weltweite Revolution aus. 100 Millionen aktive Nutzer nach nur zwei Monaten machten sie laut einer UBS-Studie zur am schnellsten wachsenden Internet-App aller Zeiten. Der Chatbot hat dabei ähnliche Auswirkungen auf Alltag und Arbeitswelt wie die Erfindung des Computers oder Internets. Nvidia-Chef Jensen Huang nennt ihn den „iPhone-Moment der künstlichen Intelligenz“.

Nicht zu Unrecht, zieht man das disruptive Potenzial speziell in der Arbeitswelt in Betracht. So kann einer Studie von OpenAI und der University of Pennsylvania zufolge generative KI (GAI) in rund 80 Prozent der US-Jobs mindestens eine Aufgabe schneller erledigen. Die Investmentbank Goldman Sachs geht davon aus, dass GAI in der Lage wäre bis zu einem Viertel der derzeitigen Arbeit zu ersetzen. Auf die ganze Welt hochgerechnet ergäbe sich ein Äquivalent von 300 Millionen Vollzeitarbeitsplätzen. Und laut einer Studie von LinkedIn arbeiten 84 Prozent der US-Mitglieder in Jobs, in denen sich mindestens ein Viertel der repetitiven Aufgaben von GAI automatisieren ließe.

Neue Jobprofile durch künstliche Intelligenz

Generative KI ersetzt aber nicht nur Jobs, sondern transformiert sie und schafft damit neue, lukrativere Tätigkeitsfelder und Karrierechancen. Der Future of Work Report von LinkedIn geht davon aus, dass sich die Fähigkeiten, die Arbeitnehmer in ihrem beruflichen Alltag benötigen, bis 2030 um mindestens 65 Prozent verändern werden.

Dass dieser Trend bereits in vollem Gange ist, beweist die Anzahl von Stellenausschreibungen mit den Begriffen „KI“ oder „generative KI“. Sie verdoppelte sich in den letzten beiden Jahren sowohl global als auch in Deutschland. Englischsprachige Anzeigen, die GPT oder ChatGPT erwähnen, erleben seit November 2022 weltweit eine Steigerung um den Faktor 21.

Eine Analyse in 25 Ländern zeigt, dass sich seit der Einführung von ChatGPT die Geschwindigkeit nahezu verdoppelte, mit der LinkedIn-Mitglieder KI-Fähigkeiten zu ihren Profilen hinzufügen (von 7,7 Prozent Mai–November 2022 auf 13 Prozent November 2022– Juni 2023).

Dabei verzeichnete im Juni 2023 Singapur die höchste Verbreitungsrate. Dort stieg der Anteil von LinkedIn-Profilen mit zusätzlichen KI-Fähigkeiten im Vergleich zum Januar 2016 um den Faktor 20. Danach folgen Finnland (16x), Irland (15x), Indien (14x) und Kanada (13x). Deutschland (7x) liegt unter 25 Nationen abgeschlagen unter den letzten 5.

ChatGPT als Soft Skill Booster

Unternehmen begegnen den anstehenden Veränderungen durch gezielte Weiterqualifizierung und Umschulung ihrer Mitarbeiter. Denn der Wettbewerb um Talente für spezialisierte KI-Positionen wird sich weiter verschärfen. Da es sich aber häufig um völlig neue Stellenprofile handelt, für die noch kein entsprechender Abschluss existiert, erfahren die Fähigkeiten der Kandidaten eine stärkere Aufmerksamkeit.

Dabei gehören seit der Einführung von ChatGPT überraschenderweise Soft Skills wie Flexibilität und Ethik zu den am schnellsten wachsenden Anforderungen in US-Stellenausschreibungen. Ganz oben auf der Liste über alle Inserate hinweg steht „Kommunikation“. Die größten Steigerungen seit November 2022 verzeichnen Flexibilität (+158 Prozent), Berufsethos (+120 Prozent), Soziale Wahrnehmung (+118 Prozent) und Selbstmanagement (+83 Prozent).