Elektronik in Europa soll nachhaltiger produziert werden und gleichzeitig für mehr Nachhaltigkeit sorgen. Ein neues EU-Projekt klopft dazu Technologien entlang der gesamten Wertschöpfungskette auf „grüne“ Potentiale ab.
Die Elektronik gehört zu den wichtigsten Schlüsseltechnologien für die Digitalisierung. Trotz ihrer enormen Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft kann eines jedoch nicht außer Acht gelassen werden: In vielen Fällen ist sie nicht nachhaltig genug. Und das aus den verschiedensten Gründen.
So verbraucht etwa die Fertigung elektronischer Geräte eine ganze Palette an Rohstoffen wie Metalle, Kunststoffe oder seltene Erden, deren Abbau oftmals mit Umweltzerstörungen und schlechten Arbeitsbedingungen einhergeht. Dazu gefährden eingesetzte Chemikalien Umwelt und Gesundheit. Energiebedingte CO2-Emissionen entstehen dagegen sowohl in der Produktion als auch beim Betrieb von elektronischen Geräten.
Und permanenter technologischer Fortschritt sowie die kurze Lebensdauer moderner Geräte führen zu gigantischen Mengen an Elektroschrott. Weltweit bis zu 57 Millionen Tonnen im Jahr, mit einer Recyclingquote von nur 20 Prozent. Der Rest landet auf Deponien oder wird inkorrekt entsorgt.
„Grün“ ist deshalb eine drängende Forderung auch an die Elektronikindustrie. Und das nicht nur bezogen auf die eigenen Produktionsbedingungen. Ebenso wichtig bleibt die Entwicklung von umweltfreundlichen Technologien. Das Spektrum reicht also von der Reduzierung des eigenen Energieverbrauchs während der Produktion bis hin zum stromarmen Betrieb der hergestellten elektronischen Geräte. Zirkuläre Prinzipien sollen außerdem für einen intelligenteren und effizienteren Ressourcenverbrauch sorgen.
Profiteur einer nachhaltigen Elektronikindustrie ist aber nicht nur die Umwelt. Denn Unternehmen sparen Kosten, wenn sie ihre eigene Energieeffizienz optimieren und den Ressourcenverbrauch reduzieren. Gleichzeitig verbessern sie ihr Image und sind in der Lage die steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen zu bedienen. Produkte ohne Nachhaltigkeits-Mehrwert gehen schweren Zeiten entgegen.
Unterstützt wird eine nachhaltige Elektronikindustrie von Regierungen weltweit. So stellte die Europäische Union erst kürzlich mit EECONE (European ECOsystem for greeN Electronics) ein breit angelegtes Forschungsprojekt vor, mit dem Ziel neue Technologien und Methoden entlang des gesamten Produktlebenszyklus zu entwickeln.
Dabei orientiert sich EECONE am 6R-Konzept (Reduce, Reliability, Repair, Reuse, Refurbish, Recycle). Elektronik soll mit weniger Materialeinsatz auskommen und länger zuverlässig arbeiten, gleichzeitig besser reparierbar, wieder verwendbar und einfacher aufzuarbeiten sowie zu recyceln sein. An der Umsetzung arbeiten 49 Partner aus ganz Europa unter der Leitung von Infineon.
Zum Beispiel widmet sich Bosch der Reduktion von Elektronikmüll bei Steuergeräten in Fahrzeugen durch die Entwicklung umweltfreundlicher PCBs (Printed Circuit Boards). Auch AT&S (AUT) hat sich „grünen“ Leiterplatten verschrieben. Substrate und Leiterplatten sollen Ressourcen so umweltschonend wie möglich einsetzen und damit den elektronischen Abfall minimieren. Leonardo (IT) forscht an Prozessen zur Wiederherstellung elektronischer Schaltkreise und Komponenten. Und Swiss Vault (CH) will sicherstellen, dass nachhaltige Methoden den höchsten Standards für Informationsschutz und Zuverlässigkeit entsprechen.
Zu den weiteren Projekten gehören energieautarke IoT-Geräte sowie Ökomaterialien, die das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien erleichtern. Außerdem die Verlängerung der Lebensdauer von Elektronik durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz und die Entwicklung neuer Tools für ein nachhaltigeres Elektronikdesign.
EECONE ist mit einem Projektvolumen von 35 Millionen Euro auf einen Zeitraum von drei Jahren ausgelegt.