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KI-Einsatz: Effizienz schlägt Innovation

Künstliche Intelligenz wird von vielen Unternehmen als entscheidender Faktor für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit angesehen. Im Vordergrund stehen jedoch eher taktische Optimierungen als strategische Neuausrichtungen.

Ohne künstliche Intelligenz leidet die Wettbewerbsfähigkeit, das ist in vielen deutschen Chefetagen mittlerweile Konsens. Wo und wie aber KI-Projekte Einzug halten sollen, darüber herrscht vielfach Unsicherheit. Der HR-Report 2024 „Wie Künstliche Intelligenz die Unternehmenswelt beeinflusst“ von Hays versucht diese Fragen zu beantworten.

KI ist dabei nicht gleich KI. Generative (z.B. ChatGPT, DALL-E) und prädikative KI adressieren in Unternehmen unterschiedliche Use Cases.

Generative KI (GenAI) schafft nach Vorgabe des Anwenders neue Inhalte in Form von Bildern, Videos, Sprache oder Programmcode, die sich kaum von denen menschlichen Ursprungs unterscheiden. Typische Anwendungen sind Content-Generierung, Wissensvermittlung, Übersetzungen, Brainstorming, Kundenservice, Programmierung, Datenanalyse und -visualisierung.

Laut einer Umfrage von statista (Juni 2023) nutzen deutsche Unternehmen ChatGPT vorwiegend für Recherchen (29,4 Prozent), Brainstorming (21,9 Prozent), Datenanalyse (21,5 Prozent), Zusammenfassung von Inhalten (21,4 Prozent), Erstellung von Inhalten (19,3 Prozent) und Projektentwicklung (17 Prozent).

Im Gegensatz zur „kreativen“ Variante berechnet prädiktive KI die Wahrscheinlichkeit künftiger Ereignisse auf Grundlage historischer und aktueller Daten. Und kann so unter anderem KPIs (Key Performance Indicators), Kundenverhalten und Maschinenausfälle vorhersagen, Anomalien aller Art erkennen, das Kundenerlebnis personalisieren oder allgemein Prozesse optimieren. Das macht sie zu einem mächtigen Werkzeug für die Unternehmenssteuerung und zur Kernkomponente der industriellen Automatisierung bis hin zu Industrie 4.0.

Effizienz und Beschleunigung

Dem HR-Report von Hays zufolge nutzen bereits 40 Prozent der Befragten künstliche Intelligenz (KI) in der einen oder anderen Form, wenig überraschend am häufigsten im IT-Bereich. Im Fokus stehen die Optimierung bestehender Prozesse, Effizienzsteigerungen und zeitnahe Produktivitätsgewinne durch schnellere Entscheidungsfindung. Personaleinsparungen landen ebenso auf den hinteren Rängen wie die Themen Innovation und strategische Neuaufstellung.

Eine Strategie fehlt auch bei fast der Hälfte der befragten Entscheider, wenn es um die Einführung von KI geht. Mehrheitlich liegt die Verantwortung dafür bei der IT, entweder direkt in den IT-Fachbereichen (39 Prozent) oder beim CIO (17 Prozent). In jedem dritten Unternehmen entscheidet die Geschäftsführung über die Strategie.

Die Ergebnisse decken sich mit der aktuellen KI-Studie von Deloitte „The State of Generative AI in the Enterprise: Now decides next“, wonach sich Führungskräfte auf die taktischen Vorteile generativer KI wie Effizienz- und Produktivitätssteigerungen sowie die damit verbundenen Kosteneinsparungen (56 Prozent) konzentrieren. Weniger im Zentrum stehen hingegen strategische Aspekte wie die Förderung von Innovationen (29 Prozent) sowie die Generierung neuer Ideen und Erkenntnisse (19 Prozent).

Dementsprechend setzt die große Mehrheit der Befragten derzeit KI „von der Stange“ wie ChatGPT ein, wenige nutzen branchenspezifische oder speziell an das Unternehmen angepasste GenAI-Lösungen.

Sorgen um Kompetenzverlust

Künstliche Intelligenz in Unternehmensabläufen weckt der Hays-Studie zufolge jedoch ebenso Befürchtungen, darunter der Verlust eigener Kompetenzen (31 Prozent) und die Reduzierung der Entscheidungstransparenz. Die Verantwortlichen sorgen sich um potenzielle Sicherheitsprobleme sowie Schwierigkeiten bei der Integration in bestehende Prozesse (jeweils 46 Prozent). Darüber hinaus belasten moralische Bedenken die Befragten, darunter Diskriminierung durch Algorithmen und die Verbreitung von Falschaussagen (30 Prozent). Dabei dominieren bei Firmen, die KI bereits nutzen, die Vorteile und Chancen deutlich gegenüber jenen, die bisher auf den Einsatz von KI verzichten.