Die Embedded-Systems-Branche steht an der Schnittstelle von Digitalisierung und Innovation und bildet das Fundament für technologische Durchbrüche in Bereichen wie dem Internet der Dinge (IoT) und der Industrie 4.0. Doch die Dynamik der Branche wird zunehmend durch den Mangel an qualifizierten Fachkräften gebremst. Der globale Wettbewerb um Talente in der Halbleiter- und Embedded-Systems-Branche verschärft sich. Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen Unternehmen innovative Strategien entwickeln.
Die Nachfrage nach eingebetteten Systemen wächst rasant. Von intelligenten Fertigungsanlagen über vernetzte Haushaltsgeräte bis hin zu autonomen Fahrzeugen – Mikrocontroller und Embedded Systems sind die Grundlage für smarte und vernetzte Technologien. Der Markt für Embedded-Systems-Technologien soll bis 2030 jährlich um 9,1 Prozent wachsen, prognostiziert Grand View Research in einem Bericht.
Research and Markets geht in seinem Bericht vom November 2024 allerdings lediglich von 4,9 Prozent jährlichem Wachstum aus. Das IoT und Industrie 4.0 gelten dabei als wichtigste Wachstumstreiber. Dieser technologische Fortschritt ist jedoch nur mit der richtigen Expertise umsetzbar. Das Wissen um Systemdesign, Echtzeitbetriebssysteme und die Implementierung sicherer Kommunikationsprotokolle werden zunehmend wichtiger.
Der globale Fachkräftemangel in der Embedded-Systems-Branche zeigt alarmierende Tendenzen. Die McKinsey-Analyse aus 2024 prognostiziert eine Lücke von 1,5 Millionen Fachkräften weltweit in den nächsten fünf Jahren allein in der Halbleiterindustrie, die eng mit Embedded Systems verbunden ist. Dies führt zu intensiver Konkurrenz, insbesondere in aufstrebenden Märkten wie Indien, China und Osteuropa, wo Unternehmen gezielt Talente rekrutieren.
Laut einer Umfrage unter 200 führenden Unternehmen aus dem Bereich Embedded-Systems haben 65 Prozent Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. Besonders gefragt sind:
Ein zusätzlicher Druck entsteht durch die Geschwindigkeit technologischer Innovationen. Unternehmen, die sich nicht schnell anpassen können, riskieren, hinter Wettbewerbern zurückzufallen, die besser aufgestellt sind, um Talente anzuziehen und zu halten.
Um im Wettbewerb um die besten Köpfe zu bestehen, setzen führende Unternehmen daher auf drei innovative Ansätze:
Die Weiterbildung bestehender Mitarbeiter gewinnt an Bedeutung. Unternehmen investieren zunehmend in interne Schulungsprogramme, um Kompetenzen in Schlüsselbereichen wie IoT-Protokollen, künstlicher Intelligenz und Hardware-Sicherheit auszubauen. Besonders beliebt sind Online-Lernplattformen und hybride Schulungsmodelle, die Mitarbeitern Flexibilität und maßgeschneiderte Inhalte bieten.
Partnerschaften mit Universitäten und Forschungseinrichtungen spielen eine zentrale Rolle. Internationale Technologieunternehmen finanzieren Stipendien und Forschungsprojekte, um den Zugang zu frischen Talenten zu sichern. Diese Investitionen fördern nicht nur Innovationen, sondern positionieren die Unternehmen auch als attraktive Arbeitgeber. In Deutschland haben Unternehmen wie Bosch und Siemens erfolgreich duale Studiengänge etabliert, die praktische Erfahrung mit akademischer Ausbildung verbinden.
Der Fokus auf diversifizierte Talentpools wird immer wichtiger. Remote-Arbeitsmöglichkeiten und flexible Arbeitsmodelle ermöglichen es Unternehmen, internationale Talente zu gewinnen und kulturelle Vielfalt in Teams zu fördern. Besonders in der Embedded-Systems-Branche kann die Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg kreative Problemlösungen und innovative Ansätze fördern.
Angesichts des Fachkräftemangels setzen viele Unternehmen auf Automatisierung und den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI), um Entwicklungsprozesse zu optimieren. KI-gestützte Tools für Softwaretests und Hardwaredesign können Entwicklungszyklen verkürzen und gleichzeitig die Qualität verbessern. Ein Beispiel sind Automatisierungstools für das Debugging von Mikrocontroller-basierten Systemen, die repetitive Aufgaben minimieren und Entwicklern mehr Zeit für kreative Lösungen geben.
Doch trotz der Vorteile der Automatisierung bleibt die menschliche Expertise unverzichtbar. Denn Technologien können zwar Prozesse beschleunigen, innovative Produkte allerdings nur von Fachkräften mit tiefem Verständnis entwickelt werden.
Ein oft übersehener Aspekt im Wettbewerb um Talente ist die Stärkung der Arbeitgebermarke. Unternehmen, die Werte wie Nachhaltigkeit, Diversität und eine starke Innovationskultur betonen, haben bessere Chancen, Top-Talente anzuziehen und zu halten. Der Aufbau einer attraktiven Unternehmenskultur beginnt nicht nur mit Vorteilen wie flexiblen Arbeitszeiten, sondern auch mit einer klaren Kommunikation der Vision und Werte des Unternehmens.
Besonders jüngere Fachkräfte – die sogenannte Generation Z – legen großen Wert auf ethisches Verhalten und die Möglichkeit, an Projekten zu arbeiten, die einen positiven gesellschaftlichen Einfluss haben. Unternehmen, die diese Erwartungen verstehen und erfüllen, positionieren sich langfristig erfolgreich im Wettbewerb um Talente.
Die Embedded-Systems-Branche steht vor einer entscheidenden Phase. Um das Potenzial von IoT und Industrie 4.0 voll auszuschöpfen, müssen Unternehmen nicht nur innovative Technologien entwickeln, sondern auch langfristige Strategien zur Talentgewinnung und -bindung verfolgen. Die Kombination aus Weiterbildungsinitiativen, globaler Rekrutierung, Technologielösungen und einem starken Fokus auf die Unternehmenskultur wird entscheidend sein, um im globalen Wettbewerb erfolgreich zu bleiben.