Elektrofahrzeuge erwecken das Interesse zunehmend breiter Käuferschichten. Weltweit legen die Absatzzahlen kräftig zu. Europäische Hersteller profitieren davon derzeit allerdings unterproportional.
Weltweit verdoppelten sich im vergangenen Jahr die Neuzulassungen für reinelektrische Autos (Battery Electric Vehicle, BEV) auf 4,5 Millionen. Doch nicht alle profitieren von dem Boom. Einer Studie der Unternehmensberatung PwC zufolge stammten von den meistverkauften Modellen in China und den USA mehr als acht von zehn Fahrzeugen von einem asiatischen oder amerikanischen Hersteller. Der Chip-Mangel lies den Marktanteil deutscher Hersteller im vierten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahresquartal sogar von 17 auf 14 Prozent schrumpfen.
Den Trend spiegeln auch hierzulande die Absatzzahlen im Februar wider. Danach hat Tesla seinen Absatz vervierzehnfacht. Von 419 auf 5.944 Neuzulassungen in einem Monat – eine Steigerung um 1.319 Prozent. Und das mit nur zwei Modellen: Tesla Model 3 und das zweitplazierte Model Y. VW, BMW und Co. sucht man in den Top 5 vergebens. Die machen im Februar Tesla, Fiat, Hyundai und Renault unter sich aus. Insgesamt kommen die E-Autos in Deutschland mit 20.892 Neuzulassungen (+28,1 Prozent gegenüber dem Vorjahres-Februar) auf einen Marktanteil von 11,3 Prozent.
Dabei sehen immer mehr Automobilhersteller die Zukunft „reinelektrisch“. So wuchs die Anzahl der BEV-Neuzulassungen in den Top-5-Märkten der EU letztes Jahr um 72,4 Prozent im Vergleich zu 2020, in Deutschland sogar um 83,3 Prozent und in den Vereinigten Staaten um 62 Prozent. China hält sich weiterhin einsam an der Spitze mit einem Plus von 172,3 Prozent.
Die Präferenz für die verschiedenen Elektroantriebe ist jedoch von Region zu Region sehr unterschiedlich. So dominiert in Deutschland noch der Vollhybrid mit 16,4 Prozent Marktanteil im Gesamtjahr 2021. Der BEV-Antrieb hat sich jedoch im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt und inzwischen auf Platz 2 (13,6 Prozent) vorgeschoben. Plug-in-Hybride konnten um 12,4 Prozent zulegen. In Summe stehen also 42,4 Prozent neu zugelassene Elektrofahrzeuge 57,6 Prozent Verbrennern gegenüber. Der Gleichstand wird zur Jahresmitte erwartet und bis Ende dieses Jahres dürften die Elektrischen deutlich an den Verbrennern vorbeigezogen sein.
PwC sieht auch nach dem Ausbleiben oder der Kürzung staatlicher Förderungen keinen Einbruch bei den BEV-Verkaufszahlen. Denn der Markt wächst den Analysten zufolge zunehmend aus eigener Kraft, getrieben durch eine stetig wachsende Modell- und Herstellerpalette kombiniert mit technologischen Entwicklungen, die bis 2025 weitere Kostenreduktionen und Performancesteigerungen versprechen.
Trotzdem motivieren staatliche Förderungen der Deloitte Global Automotive Consumer Study 2022 zufolge immerhin 46 Prozent der Studienteilnehmer zum Kauf eines elektrifizierten Fahrzeugs. Allerdings geben auch 61 Prozent die Sorge um das Klima als Kaufargument an. Vom Auto will man jedoch mehrheitlich nicht lassen. Gut zwei Drittel der Befragten hat vor seine Mobilität über ein eigenes Auto abzudecken.
Dabei würden 44 Prozent der Deutschen für alternative Antriebe mehr zahlen – 31 Prozent zwischen 400 und 2.000 Euro, 13 Prozent sogar über 2.000 Euro. Für rund 40 Prozent der Befragten fiele die Wahl dann auf ein Hybridfahrzeug (2021: 26 Prozent), ein reines Elektrofahrzeug bevorzugen mittlerweile 15 Prozent (2021: 6 Prozent). Allerdings: Für rund 41 Prozent sollte der Preis an der Stromtankstelle nicht den an der „Benzintanke“ übersteigen.
Mindestens ebenso maßgeblich bleibt die Reichweite. Für die befragten Konsumenten sind da 616 Kilometer die kritische Zielmarke. Nach der größten Sorge bezüglich der Elektromobilität gefragt, nennt rund ein Viertel der Autofahrer die Reichweite, gefolgt von der Ladeinfrastruktur (14 Prozent) und den höheren Anschaffungskosten (12 Prozent).
Reichweite, Ladeinfrastruktur und geringere Anschaffungskosten sind also unabdingbare Voraussetzungen, um E-Autos massentauglich zu machen. Sind diese nicht gegeben, wird die Elektromobilität trotz der aktuell steigenden Verkaufszahlen in weiten Teilen der Gesellschaft nicht ankommen. Im Hinblick auf das Ziel der EU, ab 2035 keine neuen fossil betriebenen Fahrzeuge mehr zuzulassen, ist es wichtig, dass sowohl die Unternehmen als auch der Staat die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen.